Die Mühle - früher und heute
Zum 125-jährigen Unternehmensjubiläum...
...wurde unsere Festschrift neu aufgelegt. Die gesammelte Geschichte der Mühle am Mörnbach in Altötting von 1480 bis heute ist in unserem knapp 50-seitigen Werk nachzulesen.
Von der Gissmühle zur Bruckmayer Mühle
Die Familie Bruckmayer betreibt nunmehr seit 1890 das Müllerhandwerk in Altötting. Doch eine Mühle an der heutigen Wöhrstrasse gab es schon viel früher. Bereits vor mehr als 500 Jahren wird die Mühle in der Mörnbachordnung erwähnt. Der Mörnbach entspringt in der Nähe von Schnaitsee, fließt an der BRUCKMAYER MÜHLE vorbei und mündet unterhalb von Neuötting in den Inn.
Ursprünglich lautete der Name "Gißmühle". "Giß" heißt soviel wie Überschwemmung. Bei starken Regenfällen bzw. bei Hochwasser sammelte sich das Wasser der überfluteten Wiesen und Felder in niedrigen Senken und Gräben, in denen dann das Wasser in einen größeren Bach floß. Der Name "Gißmühle" dürfte wohl daher stammen, dass entweder eine Giß in der Nähe der Mühle in den Mörnbach mündete oder aber sie in Altötting diejenige Mühle war, die vom Gißwasser des Mörnbachs am meisten profitierte.
Die Gißmühle war im Besitz sehr verschiedener Familien. Ab 1655 kannte man die jeweiligen Eigentümer genau; doch schon vorher werden bereits einzelne Gißmüller genannt. Erstmals ist 1480 von einem "Veichtner am Wuhr" die Rede und 1537 wird ein "Achaz Feichtner auf dem Wuhr" erwähnt; beide sind in den Steuerlisten von damals nachzuweisen. Zu den weiteren Besitzern zählen die Familien Gerbm, Viellechner, Trautmeyer und Hienmüller. Andreas Hienmüller war es auch der 1805 zusammen mit Ehefrau Barbara einen Neubau des Mühlenanwesens durchführte.
Im Jahre 1873 entstand im Stadel des Müllers ein furchtbarer Brand. Das Feuer erfaßte die Stallungen, auch jene des benachbarten Gastwirts und Landwirts. Insgesamt fielen sechs Häuser und 26 Ökonomiegebäude dem Brand zum Opfer. Im gleichen Jahr kaufte die Familie Kammergruber die zerstörten Gebäude und baute sie neu auf. Sie waren bis 1890 Besitzer der Mühle.
... früher
Franz Xaver Bruckmayer, Müllersohn von Jakob und Maria Bruckmayer aus Rott bei Eggenfelden heiratete 1887 Therese Diem. Als ältester Müllersohn trug sich Franz Xaver sehr bald mit dem Gedanken, selbständig das Müllerhandwerk auszuüben. Als bekannt wurde, dass die Familie Kammergruber die Gißmühle in Altötting veräußern wollten, wurde der Kauf sehr schnell in die Tat umgesetzt. Am 10. April 1890 wurde beim Notar das Mühlenanwesen Haus Nr. 43 (die Wöhrstraße gab es damals noch nicht) in Altötting verbrieft.
Gleich im ersten Jahr nach dem Kauf gab es zweimal Hochwasser: am 15.4. und am 15.8.1890. Doch auch davon ließen sich die jungen "Müllersleute" nicht entmutigen.
Die hölzerne Mühle war zu Beginn sowohl eine Mahlmühle mit Mühlsteinen als auch eine Sägemühle, die von zwei mittelschächtigen, einem außenliegenden und einem innenliegenden Wasserrad aus Holz angetrieben wurden.
Im Jahr 1914 wurden die hölzernen Mühlengebäude durch Steinbauten ersetzt. Anschließend konnte noch im gleichen Jahr die Mühle mit neuen Müllereimaschinen ausgestattet werden. Diese Maßnahmen zeigen wie risikofreudig und zielstrebig Franz Xaver und Therese Bruckmayer ihren Betrieb den Bedürfnissen der Zeit immer wieder anpassten.
Die Zeit des Ersten Weltkrieges (1914-1918) stellte für die Familie eine große Belastung dar. Die Söhne Franz Xaver, Josef, Rupert und Georg mußten in den Krieg ziehen. Zu Hause gab es große Not. In Tag- und Nachtarbeit versuchten die Eltern mit ihren drei Töchtern und ihrem jüngsten Sohn diese zu lindern. Die Belastungen waren für Franz Xaver letztlich zu viel. In den frühen Morgenstunden, bei Arbeitsbeginn, erlag er am 20.09.1919 einem plötzlichen Herzschlag.
Die Wirren des Ersten Weltkrieges sowie der plötzliche Tod von Franz Xaver Bruckmayer konnten den weiteren Ausbau des Betriebes nur verzögern, aber nicht verhindern. Der technische Fortschritt im Mühlenwesen wurde immer größer. 1921 konnte die Wasserkraftanlage auf den neuesten Stand gebracht werden. Gleichzeitig wurde die hölzerne "Sägmühle" auf Beton gestellt und mit Ziegeln ummauert. Ein Jahr später plante man ein 125 Tonnen fassendes Getreidesilo, dessen Bau noch im Herbst des Jahres 1922 begann und der im April 1923 fertig gestellt wurde.
Im Jahr 1938 konnte das Mühlengebäude aufgestockt werden. Diese Maßnahme war nötig, um im gleichen Zuge die Mühle zu automatisieren. Für die damaligen Verhältnisse war die Automatisierung ein großer Fortschritt. Wurde bis zu diesem Zeitpunkt eine "Rückschüttmüllerei" betrieben, so konnte nun in einem Arbeitsgang, ermöglicht durch mehrere Walzenstühle sowie zwei neue Plansichter, das Korn gemahlen werden. Kurz nach der Übergabe des Betriebes an die Söhne Josef und Georg brach der Zweite Weltkrieg aus. Auf tragische Weise endete das Leben von Josef Bruckmayer, der sich mit weiteren Altöttinger Bürgern für die Nichtzerstörung Altöttings einsetzte und in Folge dessen am 28.04.1945 von der SS erschossen wurde. Daraufhin führte sein Bruder Georg den Betrieb alleine weiter.
1952 wurden weitere Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. Die alten Walzenstühle konnten durch neue Miag-Walzenstühle ersetzt und zusätzliche Hilfsmaschinen eingebaut werden.
Von Mitte der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre gab es dann einschnedende Veränderungen. Zunächst wurden die Ackergäule zum Mehlausfahren durch einen Traktor und später durch einen Lastwagen ersetzt. Im Mühlenbetrieb verlagerte sich die Lohn- und Umtauschmüllerei immer mehr hin zur Handelsmüllerei.
Nicht nur bei Getreideerfassung und Lagerung wurden technische Fortschritte erzielt, auch in der Müllerei mußten Rationalisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Jahr 1971 baute man die Mühlenanlage um. Im selben Jahr starb Georg Bruckmayer - eines plötzlichen Todes und somit übernahm Josef Bruckmayer die Verantwortung für den Betrieb. Mehr als 40 Jahre prägte und prägt er mit seiner Frau Gabriele den Betrieb im Herzen von Altötting - ein Müller aus Leidenschaft. Er modernisierte die Mühle technisch und erweiterte den Betrieb fortwährend.
... heute
Heute führt die Dipl.-Ing. (FH) und Müllerin Veronika Bruckmayer mit familiärer Unterstützung und fleißigen Mitarbeitern den Mühlenbetrieb an der Wöhrstraße in Altötting. Neben den neuen technischen Änderungen und Anforderungen wird auch ein immer größeres Augenmerk auf die Qualitätssicherung gelegt.
Neben dem hohen Lebensmittelstandard IFS werden verschiedenste weitere Standards erfüllt. Neben der Regionalvermarktung versenden wir heute unsere Mehle und Müslis in die gesamte Republik. Neue Ideen werden geboren und Wege beschritten.